Bandscheibenvorfall: minimalinvasive Interventionen, biologische Regenerationsmedizin, sensomotorische Rekonditionierung in Neurochirurgie und Physikalischer und Rehabilitativer Medizin statt offener chirurgischer Bandscheibenentfernung.
Bandscheibenerhalt bei einem Bandscheibenvorfall
Jede Bandscheibe eine sehr spezialisierte, wichtige und bestmöglich zu erhaltende Bindegewebs-/Faszienstruktur. Trotzdem wird dem Bandscheibenerhalt bei einem Bandscheibenvorfall auch heute noch oft nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit geschenkt.
Dabei "verheilt" ein Bandscheiben-Vorfall oder Zwischenwirbelscheiben-Prolaps nicht immer so selbstverständlich ganz von alleine - und nicht immer ohne im unteren Rücken Folgen zu hinterlassen:
Die Bandscheiben liegen tief im inneren Rücken vor dem knöchernen Wirbelkanal zwischen den Lendenwirbeln. Sie sind von außen durch die Haut, die Muskeln und Faszien und den Rückenmarkskanal nicht zu tasten. Manualmedizinische Untersuchungen der segmentalen Wirbelbeweglichkeit kann zwar die eine oder die andere Einschränkung und Blockade entdecken. Bei einem Bandscheibenvorfall oder einem sonstigen, z.B. degenerativen Schaden der Bandscheibe oder/und der Wirbelgelenke ist es deshalb kaum möglich, nur aus der körperlichen Untersuchung herraus auch eine wirklich zielführende, erhaltende Therapie abzuleiten.
Die Kernspin- oder auch Magnetresonanz-Tomografie zeigt aber oft eine derartig große Zahl von unterschiedlichen strukturellen Abweichungen von der statistischen Norm, dass es in der Sprechstunde an manchen Tagen sogar schwer fallen kann, auch nur einen einzigen kompletten "Lehrbuch-Normalbefund" des gesamten Lendenwirbelsäulenabschnitts zu sehen. Was schon dazu geführt, dass manche fordern, doch lieber ganz auf das Kernspin MRT verzichten...:
Wie also kann es bei anhaltend "Rücken" weitergehen?
Schauen Sie sich bitte vielleicht einmal das MRT-Schnittbild auf dieser Seite genauer an:
Es zeigt keinen Bandscheibenvorfall. Sondern das Ergebnis eines langjährigen Verschleiss-Vorgangens mit Arthrose der Wirbelgelenke - auf beiden Seiten unterschiedlich ausgeprägt - sowie vor allem einen ganz massiven Abbau mit Verfettung der Rückenstreckermuskeln (Erectores trunci, Mulitfidi etc.), aber auch einen deutlichen Abbau des davor im Bauchraum links und rechts neben den Lendenwirbeln und den Bandscheiben liegenden großen Lendenmuskels Psoas.
Die gängige Praxis bei einem Bandscheibenvorfall Prolaps ist immer noch oft die: körperliche Schonung, eines der üblichen Schmerzmittel und vielleicht eines der allgemein gebräuchlichen entzündungshemmenden Mittel. Oder sogar Kortison. Dann eine Physiotherapie: eine Krankengymnastik oder Manuelle Medizin zur "Wirbelblockadelösung" und Muskelaufbau" etc.. Trotzdem können die bandscheibenbedingten Probleme aber in oft immer kürzeren Abständen zu schmerzhaften Einschränkungen führen. So auch im Falle des oben gezeigten MRT-Beispiels. Über Jahre hindurch konnten Manuelle Therapie und auch Krankengymnastik an Kraftgeräten KGG sowie Medizinische Trainings-Therapie MTT hier ebenso wenig ausreichend wie die Dauereinnahme von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern eine anhaltend befriedigende Behebung der Probleme des unteren Rückens bewirken. Wegen der Verdickung des epiduralen Rückenmarkskanalschlauches wurde vom Neurochirurgen ein operative Dekompression durchgeführt. Mit dann noch ausgeprägterer Instabilität. Deswegen schließlich durchgeführte neuchirurgische operativer Wirbelversteifung, zuerst mit einem kleinen Spreizer zwischen den Dornfortsätzen und später mit einem "Cage" zwischen den Lendenwirbelkörpern. Zunehmend sind die iliosakralen inneren Knochenspalten im hinteren Becken instabil und nicht mehr belastbar geworden. Stationäre Rehabilitation und ambulante Trainingstherapie waren/sind durchgeführt. Jetzt erfolgt "nur" noch die allgemeine medikamentöse und auch die neurochirurgische Schmerzsondenbehandlung. Die Patientin war erst in diesem späten Stadium zu mir gekommen: minimalinvasiven Therapien zur schonenden Bioregeneration der Bandscheibe(n) und zur anschließenden neurovegetativ rekonditionierenden Corestabilisation waren nicht mehr möglich. Sie befindet sich deswegen jetzt in einer multimodalen, durch die Neurologen und den Hausarzt koordinierten Schmerztherapie mit Opiaten und neurochirurgischer Schmerzsonde im Rückenmarkskanal.
In den zurückliegenden Jahren meiner ausschließlich Spezialisierung auf den unteren Rücken und die innere Hüftemusste ich festgestellen, dass nur eine bereits möglichst früh gestellte und wirklich eindeutige, klar differenzierte Struktur- & Funktionsdiagnose die Chance auf den Erhalt der eben doch so wichtigen Bandscheibe im unteren Rücken bieten kann. Wenn später der "Point-of-no-Return" überschritten ist droht der komplette Bandscheibenkollaps, die Segmentinstabilität mit Gleitwirbel und Arthrose - und schließlich die Spinalkanalstenose. Chirurgie der Wirbelsäule, ob von Orthopädischen oder Neuro-Chirurgen durchgeführe Dekompressionen, Stabilisationen und Schmerzsonden im Spinalkanal bleiben dann oft die Ultima Ratio. Mit all` den damit verbundenen OP-Risiken, oft Rest-Schwächen und Folge-Erscheinungen wie Vernarbungen und Dekompensationen in den Nachbar-Segmenten des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts.
Welche alternativen Möglichkeiten bestehen bei noch rechtzeitig früh genug gestellter differenzierter Struktur- & Funktionsdiagnose:
Nicht wenige Patientinnen und Patienten sind durch eine bereits länger dauernde Leidensgeschichte verständlicherweise deprimiert, gereizt und ungeduldig. Sie wollen jetzt die schnell und sicher wirksame "Erlösung" aus ihrer Pein. Sie verwechseln die nach einer eingehenden körperlichen und kernspintomografischen Untersuchung oft noch erforderlichen "Diagnostischen Blockaden" an die verschiedenen Reizquellen mit den üblichen "Schmerz-Spritzen" und reagieren mitunter sehr ungeduldig und ungnädig; dann bleibt nur der Weg zur Schmerztherapie, Neurochirurgie und Dauerbegleitung.
Minimalinvasiv schonenden Eingriffe an und in der Bandscheibe, dem Spinalkanal mit den neurovegetativen Ganglien-Geflechten und Nervenwurzeln, den Wirbel- und Kreuzdarmbeingelenken sowie den tiefen Faszien verlangen - ebenso wie die anschließende neuro-/sensomotorisch re-konditionierende Spezialrehabilitation- einige Geduld und Disziplin.
Interventionelle Physikalische und Rehabilitative Medizin und minimalinvasive Neurochirurgie: bildgesteuerte Therapien mit Laser-Sonden, Radiofrequenz-Sonden werden ergänzt durch bildgesteuerte örtliche Injektions-Serien mit verschiedenen Lokalanästhetika oder zunehmend auch mit dem Plättchen-reichen-Plasma PRP und anderen biologischen/naturheilkundlichen Substanzen. Stammzellen und Wachstumsfaktoren werden in Studien erprobt.
Neurochirurgie wie auch Physikalische und Rehabilitative Medizin wenden sich immer mehr von der funktions-regenerativen Sensomotorik zu. Der Rekonditionierung von Psoas und Piriformis, aber auch der Multifidie und der tiefen Thorakolumbal- und Iliosakralfaszie als zentrale "Corestabilsatoren" (Pilates) kommt hierbei die Schlüsselrolle zu. Intensive örtlich-fokale Muskelspasmen des Piriformis mit Piriformis-Ischialgien lassen manchmal das gezielt Infiltrieren des Piriformis mit einem der vielen Botulinumtoxine notwendig werden. Mit der radialen, vor allem aber der fokussierten Extrakorporellen Schock-Wellen-Therapie ESWT können diese Trigger-Spasmen ebenfalls oft gelöst werden. Die dynamische Wirbelsäulenvermessung erlaubt die Beurteilung der sensomotorischen Re-Konditionierung z.B. auch mit "propriozeptiv stimulierenden Einlagen" sowie zunehmend auch der "Exergames"/Exercise-Games auf e-Plattformen etc..
Bandscheiben sind nicht nur "Zwischenwirbelpuffer", sondern auch wichtige "Sensoren" für die Spannungsregulierung des tiefen Fasziensystems im unteren Rücken, in der innerer Hüfte und in den Beinen und sollten deswegen auch bei einem Bandscheibenvorfall zur Verhinderung der Abfolge "Prolaps - Kollaps - Stenose" künftig stets bestmöglich zu erhalten versucht werden!
Hinweis von Praxis Dr. Sigg
Bitte beachten Sie, daß diese Patienteninformationen in keinem Fall den persönlichen Kontakt zu einem Facharzt Ihres Vertrauens zu ersetzen vermag! Sie sollen lediglich eine breitere Basis zum Verständnis für weiterführende Maßnahmen in einer fachärztlichen Praxis schaffen! Zu Indikation, Risiken und Nebenwirkungen einer Therapie kann nur ein Facharzt Ihres Vertrauens bei einem persönlichen Kontakt rechtsverbindlich informieren!
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